5g

Der neue 5G-Standard ermöglicht schnelleres und effizienteres mobiles Internet. Befürworter:innen betonen die Notwendigkeit für das steigende Datenvolumen und für neue Anwendungen in Industrie, Mobilität und Sicherheit. Kritiker:innen weisen auf mögliche Gefahren der Strahlung sowie den offenen Mehrnutzen für die Gesellschaft hin.

5G wird als nicht sehr relevantes Thema der Digitalisierung gesehen. Da es ein medial kontrovers diskutiertes Thema ist, fokussiert der diesjährige DigitalBarometer auf die Debatte. Es scheint eine gewisse Ratlosigkeit zu herrschen: Niemand weiss, wie die Diskussion um 5G sinnvoll weitergebracht werden kann – zumal sich auch nur ein kleiner Teil der Bevölkerung dafür interessiert und engagiert. Die Befragten glauben auch nicht, dass das Thema bald vom Tisch sein wird (9 %).

Unter denen, die das Thema als sehr relevant einschätzen, gibt es, wenig überraschend, zwei starke Lager: Die 5G-Befürworter:innen, die sagen, die Debatte sei dominiert von Verschwörungen (62 %) und dass zu wenig über den konkreten Mehrwert informiert werde (56 %). Die 5G-Gegner:innen denken, die Debatte sei lobbygetrieben und wirtschaftsfreundlich (50 %).

Generell besteht ein Informationsbedürfnis 

Unabhängig von der Wahrnehmung von Chancen / Gefahren befürwortet die Hälfte der Befragten eine fortlaufende Messung der effektiven Strahlenbelastung (48 %). Man möchte also ein klareres Bild von der Situation haben. Dies wohl, um bestehende Unsicherheiten zu reduzieren. Zwischen Gegner:innen und Befürworter:innen gehen die Meinungen aber stark auseinander, wie die Grafik links eindrücklich zeigt: Die Gegner:innen sind dafür, dass der 5G-Ausbau in der Schweiz aufgeschoben wird, um weitere Abklärungen zu treffen, dass die Strahlungsgrenzwerte von Mobilfunkantennen geschärft werden, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden sowie mobilfunkfreie Zonen zu planen. Die Befürworter:innen verlangen hingegen die Förderung innovativer 5G-Anwendungen, um die Attraktivität des Standorts Schweiz zu fördern, einen raschen Ausbau, um 5G schweizweit flächendeckend verfügbar zu machen, sowie eine Lockerung der Strahlungsgrenzwerte für Mobilfunkantennen, um eine bessere Versorgung mit 5G zu ermöglichen. Wer gleichermassen Chancen und Gefahren sieht, tendiert eher zu einem vorsichtigen Vorgehen. Es besteht ein Grundkonflikt von Schutz vs. Fortschritt, der die Debatte dominiert.

 

Gewünschte Stossrichtungen abhängig von Chancen- / Gefahrenwahrnehmung


Durch wen sollen zukünftig Entscheidungen im Bereich 5G getroffen werden?

Das Risikobewusstsein der Bevölkerung zeigt sich insbesondere darin, dass die Hälfte der Befragten gesundheitliche Risiken in Verbindung mit 5G für möglich hält. 72 % denken, es sei zumindest möglich, dass es sie gibt. 24 % davon sind sich sicher. Ein gleich grosser Teil glaubt nicht an gesundheitliche Risiken (23 %). Dabei zeigt sich auch hier, dass zwei stark gegensätzliche Lager existieren: Die 5G-Gegner:innen geben fast ausschliesslich an zu glauben, dass gesundheitliche Risiken zumindest möglich seien. Bei den 5G-Befürworter_innen sind es deutlich weniger (43.5 %).

Wer soll Entscheidungsträger:in sein?

Rund die Hälfte (51 %) der Befragten ist der Meinung, dass Expert:innen über das weitere Vorgehen entscheiden sollen. Dabei bleibt offen, ob damit Expert:innen aus Forschung, Wirtschaft, Behörden oder NGOs gemeint sind. Weiter wird eine Regelung durch eine nationale Gesetzgebung bevorzugt (41 %). Kaum gewünscht sind kantonale Regelungen (15 %). 

Unterschiedliche Meinungen

 

Wie die Grafik zeigt, ist das Bedürfnis nach Volksentscheidungen bei den Personen, die Gefahren mit 5G assoziieren, deutlich höher (65 %) als bei Personen, die Chancen damit assoziieren (14.5 %). Bei den Expert:innen ist es genau umgekehrt: Die Zustimmung ist bei den Personen höher, die Chancen mit 5G assoziieren (56 %).Für einmal zeigen sich Unterschiede zwischen den Sprachregionen: Die Westschweiz sieht klar mehr Gefahren (45 %) im Thema 5G als die Deutschschweiz (28 %) und das Tessin (21 %).
 

Fazit und Empfehlungen

Auch wenn die Debatte um 5G eine hohe mediale Attraktivität besitzt, hat es insgesamt für die Bevölkerung eine geringe Relevanz. Nur ein kleiner Teil ist fürs Thema 5G engagiert und dabei polarisiert – für Chancen oder aus gesundheitlicher Gefahrensicht. Wie die Windmühlen bei Don Quijote steht 5G für Kritiker als Symbol für technologischen Fortschritt und manifestiert diesen auf eine sehr handfeste Art und Weise, beispielsweise im Bau von Antennen. Dabei zeigen sich allgemeine gesellschaftliche Phänomene wie Skepsis oder Misstrauen gegenüber Behörden und Wissenschaft. All dies lässt die Befragten wohl zu Recht zum Schluss kommen, dass die Debatte noch länger anhalten wird.

Hinzu kommt, dass die 5G Debatte per se den Grundkonflikt zwischen Schutz / Vorsorge und Fortschritt hervorruft. Dies betrifft insbesondere die Behörden, die beide Aspekte abzuwägen haben. Sie sind weiter gefordert, diesen Konflikt nicht als Widerspruch, sondern als aktiven Abwägungsprozess darzustellen. Sowohl von den Kritikern als auch den Befürwortenden besteht der Wunsch nach mehr Forschung und permanentem Monitoring von Seiten der Behörden. Mit Informationen, die ein genaueres faktenbasiertes Bild für die Bevölkerung ermöglichen, könnten man dieser Forderung nachkommen. 


Weiter ist es wichtig, sich in der Kommunikation und im Dialog auch oder vor allem an den nicht polarisierten Teil der Bevölkerung zu richten. Sie sind bei ihrer Meinungsbildung zu unterstützen – beispielsweise durch die transparente Darstellung von Argumenten und Bewertungen aus unterschiedlichen Perspektiven. Inhaltlich könnte sich die Debatte auch mehr um andere Aspekte von 5G, wie Abhängigkeit von Technologie vom Ausland, drehen.

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