Künstliche Intelligenz (KI)

Kuenstliche intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) durchdringt zunehmend alle Bereiche unseres Lebens. Die mediale Berichterstattung reflektiert die gestiegene Aufmerksamkeit für die transformative Kraft von KI, bringt aber auch Unsicherheiten im Umgang mit ihr zum Ausdruck. Wie steht die Schweizer Bevölkerung dazu? Und wie steht es um ihr Vertrauen in den Staat, dass dieser KI-Technologien angemessen reguliert?

Künstliche Intelligenz (KI) ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Mit ihrer Fähigkeit, in einem rasanten Tempo Daten zu analysieren und zu generieren, Muster zu erkennen und Prognosen zu erstellen, revolutioniert KI ganze Lebensbereiche und Branchen. Das rasante Wachstum von ChatGPT, das Ende 2022 von Open AI lanciert wurde, lässt vermuten, dass KI-basierte Anwendungen in der breiten Gesellschaft angekommen sind (Sachse 2023). Gleichzeitig lässt die fast tägliche mediale Auseinandersetzung mit dem Thema darauf schliessen, dass das allgemeine Bewusstsein für die transformative Kraft von KI, mit ihren Potenzialen und Risiken, gestiegen ist. Die Berichterstattung bewegt sich zwischen Utopie und Dystopie und lässt so auf grosse Unsicherheiten im individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit den neuen Technologien schliessen. Diese Unsicherheiten spiegeln sich auch in den Ergebnissen des DigitalBarometers 2024 wider.

Einstellung zur Entwicklung neuer Technologien, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren

Je höher die Bildung, desto positiver die Einstellung zu KI

Im Schnitt geben gleich viele Befragte eine positive (35%) wie negative (34%) Grundhaltung zu KI-basierten Technologien an. 27% stehen diesen Technologien neutral gegenüber. Mit dieser diffusen Grundhaltung ist die Schweiz nicht allein: Gemäss dem Report des Deutschen Zentrums für KI-Risiken und Auswirkungen (KIRA 2023) zeichnet sich in Deutschland ein ähnliches Bild. Allerdings lässt die Fragestellung keine Annahmen darüber zu, was die Menschen mit KI assoziieren.

Interessant ist die Tendenz, dass die positive Grundhaltung (KI wird eher und eindeutig befürwortet) mit steigendem Bildungsniveau zunimmt (s. Grafik 3): Während lediglich ein Viertel der Personen mit obligatorischem Schulabschluss (24%) eine positive Grundhaltung aufweist, ist es bei Menschen mit einem Universitäts- oder Fachhochschulabschluss bereits die Hälfte (50%). Bildung spielt bei der Grundhaltung gegenüber KI-basierter Technologien demnach eine zentrale Rolle. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch bei den digitalen Grundkompetenzen: Bei Personen mit digitalen Grundkompetenzen ist die Grundhaltung gegenüber KI mehr als doppelt so häufig positiv (41%) als bei Personen ohne Grundkompetenzen.

Wo KI beschäftigt und wo sie hoffen lässt

Grosse Chancen in Bezug auf die Entwicklung von KI-Technologien sieht die Schweizer Bevölkerung in den Bereichen Ökologie und Klimaschutz (z.B. Energieeffizienz und Forschung) sowie im betriebswirtschaftlichen Bereich (z.B. Effizienzsteigerung von Arbeitsprozessen und neue Arbeitsmodelle). Das deutet darauf hin, dass die Bevölkerung innovativen Technologien gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen ist, sofern diese zur Lösung drängender Probleme beitragen.

Chancenwahrnehmung im Hinblick auf Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI)

Demgegenüber zeigt die nachfolgende Grafik, dass Sorgen vor allem da ausgeprägt sind, wo es um den Einfluss von KI auf unser soziales, gesellschaftliches und politisches Gefüge geht. Als grösste Gefahr nimmt die Schweizer Bevölkerung die Beeinflussung der öffentlichen Debatte wahr (von 59% genannt), dicht gefolgt von der Abnahme sozialer Kontakte (56%). An dritter Stelle stehen die flächendeckende Überwachung und mögliche Arbeitsplatzverluste ( je 52%).

Sorgen im Hinblick auf Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI)

Eine weitere Zahl sticht allerdings besonders ins Auge: Rund die Hälfte der Schweizer Bevölkerung (49%) nimmt KI als potenzielle Bedrohung für die Menschheit insgesamt wahr. Ein Blick über die Landesgrenze hinaus zeigt: In Deutschland steht KI, die zur Bedrohung für die Menschheit wird, sogar auf Platz 1 der Sorgenskala – und wurde von 59% aller Befragten genannt (KIRA 2023). Wie lässt sich dieser hohe Wert erklären und einordnen? Die zukünftige Entwicklung von Technologien ist generell schwer vorauszusagen. Dies gilt auch für die rasanten Entwicklungen im Bereich der KI. Expert:innen sind sich uneinig in Bezug auf existenzielle Gefahren, die von KI ausgehen. Dies widerspiegelt sich in der Unsicherheit der Schweizer Bevölkerung in Bezug auf KI.

Vertrauen in den Staat, dass dieser KI-basierte Technologien angemessen reguliert

Im Kontext dieser Unsicherheit spielt das Vertrauen in eine angemessene staatliche Regulierung von KI-Technologien eine entscheidende Rolle. Mit dem «AI-Act» hat die EU im März 2024 das weltweit erste umfassende KI-Gesetz verabschiedet. Der Bundesrat will Ende 2024 einen Schweizer Entwurf vorlegen (Der Bundesrat 2023). Wie steht es dabei um das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung, dass KI-Technologien hierzulande angemessen, das heisst unter adäquater Abwägung von Chancen und Risiken (s. Kapitel 6 «Digitale Daten»), reguliert werden? Grafik 5 zeigt: Rund drei Viertel der Bevölkerung fehlt dieses Vertrauen (7%). Dieser Wert ist alarmierend hoch, zumal die Bevölkerung der Schweizer Regierung grundsätzlich sehr vertraut (Freitag 2023 und Szvircsev et al. 2024). Eine mögliche Erklärung für diese Diskrepanz ist, dass neue Risiken generell mit mehr Unsicherheit behaftet sind als bekannte Risiken. Hinzu kommt, dass der Einfluss von KI-Technologien auf unsere Gesellschaft rasant zunimmt (siehe Kapitel 3 «Künstliche Intelligenz»). Die langsam mahlenden Mühlen der schweizerischen Gesetzgebung könnten diesem Tempo kaum hinterherkommen – so eine Vermutung. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Vertrauen entwickelt und inwiefern sich staatliches Handeln auf die Risikowahrnehmung extremer Szenarien, in der KI-System beispielsweise autonom Entscheidungen über Leben und Tod fällen, auswirken wird.

Leben und arbeiten mit Robotern? Grosse Skepsis in der Bevölkerung

Roboter werden heute bereits in einer Vielzahl von Branchen und Bereichen eingesetzt, um verschiedene Aufgaben zu erledigen. Sie werden in Verteilzentren eingesetzt, um Waren zu transportieren, übernehmen präzise chirurgische Eingriffe, unterstützen in der Pflege und finden auch zunehmend Einzug in den Haushalt. Mit der zunehmenden Autonomie solcher Roboter rücken soziale Aspekte immer mehr in den Vordergrund des Diskurses. Wie werden wir künftig mit Robotern zusammenleben und zusammenarbeiten? Wie wirkt sich die zunehmende Autonomie der Roboter auf einen selbst, auf ein Team oder das gesellschaftliche Gefüge als solches aus? So oder so: Technologische Innovationen müssen stets im Einklang mit unseren sozialen und ethischen Werten entwickelt werden. Gemäss dem Gartner Hype Cycle für KI (Gartner 2023) sind Szenarien, in welchen wir vermehrt mit intelligenten Robotern kooperieren, in fünf bis zehn Jahren realistisch. Die Auseinandersetzung, wie das Zusammenleben zwischen Menschen und Robotern unter Berücksichtigung sozialer und ethischer Werte gestaltet werden können, braucht es heute. Um ein erstes Stimmungsbild zu messen, haben wir im DigitalBarometer 2024 daher Szenarien abgefragt, die eine solche Kooperation zwischen Menschen und Robotern im beruflichen und privaten Kontext beinhalten. Welche Sorgen lösen diese Szenarien bei der Schweizer Bevölkerung aus? Welche Chancen und Hoffnungen werden damit assoziiert? Der DigitalBarometer 2024 bestätigt eine zutiefst skeptische Grundhaltung der Schweizer Bevölkerung: Unabhängig vom Kontext (privat oder Arbeit) assoziieren 67% aller Personen negative und nur 26% positive Gefühle auf die respektiven Zukunftsszenarien.

Unsicherheit in Bezug auf zu erwartende Zukunftsszenarien

Neben negativen Gefühlen kann sich die Schweiz auch nicht wirklich vorstellen, dass die Szenarien realistisch sind. So kann sich nur die Hälfte der Schweizer Bevölkerung die Zukunftsszenarien konkret vorstellen, die andere Hälfte kann nur schlecht oder gar nicht einschätzen, ob die genannten Szenarien in den nächsten fünf bis zehn Jahren realistisch sind. Die Zusammenarbeit mit Robotern im Arbeitsalltag sehen die Befragten leicht realistischer als im privaten Kontext. Erstaunlicherweise schätzen junge Menschen die Wahrscheinlichkeit der beiden Szenarien für die nächsten fünf bis zehn Jahre als weniger realistisch ein im Vergleich zu älteren Altersgruppen. Lediglich 41% der 16- bis 25-Jährigen halten die Szenarien für (eher) realistisch. Bei den 65- bis 74-Jährigen sind es dagegen 54% und bei den über 75-Jährigen sogar 58%. Diesen Befund gilt es künftig weiter zu verfolg.

Fazit und Empfehlungen

Der DigitalBarometer 2024 zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung ein ambivalentes Verhältnis zu KI hat. Potenzial sehen die Befragten vor allem in den Bereichen Klimaschutz, Ökologie und Betriebswirtschaft. Sorgen treten hingegen in Bezug auf die Auswirkungen von KI auf das soziale, gesellschaftliche und politische Gefüge auf. Speziell die Angst vor einer Beeinflussung der öffentlichen Debatte wird als grosse Gefahr wahrgenommen. Das deutet darauf hin, dass sich die Bevölkerung der möglichen Implikationen von Algorithmen auf die Meinungsbildung beziehungsweise den demokratischen Prozess durchaus bewusst ist. Entsprechend wichtig ist eine verständliche und öffentliche Auseinandersetzung mit Fragen der Transparenz, Fairness und Verantwortlichkeit von KI-Systemen. Auch Angebote, welche die Meinungsbildung im digitalen Raum stärken, gilt es zu fördern.

 

Die geäusserte Befürchtung, dass KI eine potenzielle Bedrohung für die Menschheit darstellt (49% Zustimmung), zeigt darüber hinaus Handlungsbedarf auf. Denn die Fokussierung auf Ängste verstellt den Blick für Potenziale. Ein vertieftes Wissen über die Chancen und Möglichkeiten, aber auch über die Gefahren von KI kann helfen, diese Ängste abzubauen. Dies zeigt sich auch in der positiveren Grundhaltung von Menschen mit höherer Bildung. Zudem braucht es die gesellschaftliche Fähigkeit, mit neuen Technologien umzugehen, sich anzupassen und weiterzuentwickeln. Eine wichtige Rolle spielen dabei staatliche Regulierungs- und Unterstützungsmassnahmen, die mögliche Risiken von KI minimieren und einen verantwortungsvollen Umgang ermöglichen. Auch Unternehmen tragen Verantwortung – insbesondere im Hinblick auf Transparenz und nachhaltige Richtlinien

 

Die Unsicherheiten gegenüber den möglichen Mensch-Roboter-Zukunftsszenarien weisen auf die Komplexität der sozialen und technologischen Dynamik hin, die mit der Weiterentwicklung von KI und Robotik einhergeht. Das bedingt einen verstärkten Dialog über die Rolle von KI und Robotern und deren Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Sowohl die Bevölkerung als auch alle relevanten Stakeholder müssen bei der Erarbeitung von Empfehlungen und Richtlinien eingebunden werden. Zudem braucht es sozialwissenschaftliche Arbeiten und Pilotprojekte zur technischen Entwicklung humanoider Robot

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